„Bist von der falschen Schlangen geblieben unversehrt“, singen wir im beliebten Marienlied „Ave Maria klare“ (GL Nr. 888): Vermutlich denken die Gläubigen, dass damit irgendwie der Teufel gemeint sei, auch wenn uns beides im Grunde fremd ist: Weder gibt es bei uns im Alltag nennenswerte Schlangen, noch können viele Menschen heutzutage etwas mit der Vorstellung vom Teufel anfangen, bei dem man sich wohl noch am ehesten eine Figur aus dem Kasperlestheater mit Hörnern und Dreizack vorstellt. Vielleicht ist es gerade deshalb an der Zeit, sich das uralte Symbol der Schlange ein wenig näher anzusehen.
Als Papst Benedikt XVI. am Rosenmontag seinen Rücktritt ankündigte, bezeichnete er die Kirche als „Schifflein Petri", das zu steuern ihm immer mehr die Kräfte fehlten – ein uraltes Bild, das offenbar bis heute nichts an Aktualität verloren hat.
„Unruhig ist unser Herz, bis es Ruhe findet in dir" – dieses Zitat aus den „Bekenntnissen" des Hl. Augustinus gehört wohl zu den bekanntesten Sätzen christlicher Spiritualität. Wie oft in der Hl. Schrift – dort wird das Herz etwa tausendmal im übertragenen Sinn erwähnt, davon 130 Mal in den Psalmen – und in der Weltliteratur steht das Zentralorgan des menschlichen Blutkreislaufs hier stellvertretend für die ganze menschliche Person, insbesondere für den „inneren Menschen", denn die Einheit von Leib und Seele wird in diesem Organ am intensivsten spürbar. Das Herz gilt als Sitz der geistigen Fähigkeiten (welche die Bibel als von Gott ins Herz gelegt beschreibt) sowie der Affekte wie Liebe („die Liebe Gottes ist in unsere Herzen ausgegossen durch den Hl. Geist", Röm 5,5; vgl. Gal 4,6), Tapferkeit, Mut und Entschlossenheit, vgl. die Ausdrücke „beherzt" bzw. „sich ein Herz fassen".