Der hl. Benedikt gilt als einer der Väter des abendländischen, christlichen Mönchtums und stellt eine herausragende Persönlichkeit innerhalb der Geschichte dar. Er trägt den Beinamen "Vater vieler Völker" und ist Schutzpatron Europas. Diese Würde leitet sich von der Tatsache her, dass der von ihm gegründete Orden das Antlitz Europas wesentlich mitgestaltet hat. Die Benediktiner haben maßgeblich zur Rekultivierung Europas nach dem Ende des römischen Weltreiches beigetragen. Nicht "nur" auf religiösem Gebiet, sondern in allen Lebensbereichen. Die Benediktinerklöster waren Stützpunkte der kaiserlichen Zentralgewalt. Sie trugen somit zum Zusammenhalt des Reiches bei und waren Garant für Stabilität und Verlässlichkeit.
Wer also war dieser "Mann Gottes", dessen Vermächtnis auch noch heute gegenwärtig ist und wirkt? Auskunft darüber geben uns seine Vita (Lebensbeschreibung), die uns im "Zweiten Buch der Dialoge" des heiligen Papstes Gregor d. Gr. überliefert ist, sowie die von ihm verfasste Mönchsregel (beide Werke sind im Buchhandel erhältlich).
Benedikt wurde um das Jahr 480 im umbrischen Bergstädtchen Nursia (heute Norcia) als Sohn wohlhabender Eltern geboren. Diese hatten für ihn eine Beamtenlaufbahn im römischen Staatsdienst geplant.
Zwischen dem fünfzehnten und dem siebzehnten Lebensjahr hat Benedikt sein Elternhaus verlassen und ist in Begleitung seiner Amme nach Rom gezogen, um dort seine Studien aufzunehmen. In Rom herrschte damals das Chaos, da zwei Bewerber um den Papstthron stritten, und auch sonst stand es in der Stadt nicht zum besten. Benedikt verlässt Rom und zieht mit seiner Amme nach Enfide (heute Affile), wo beide ein sehr vom Glauben geprägtes Leben beginnen.
Hier wirkt Benedikt auch sein erstes Wunder! Dank seines Gebetes fügt sich ein Getreidesieb, das eine Magd zerbrochen hatte, wieder zusammen. Dieses Wunder führt dazu, daß die Bewohner der ganzen Gegend den Wundertäter aufsuchen. Aber Benedikt sehnt sich nach der Einsamkeit.
So flieht er, ohne jegliche Begleitung, in eine Höhle bei Subiaco. In den zahlreichen Höhlen dieser Einöde leben Mönche, welche Benedikt eines Tages finden. Der Mönch Romanus kleidet Benedikt mit dem Mönchsgewand ein und nimmt ihn somit in den Mönchsstand auf. Benedikt lebt weiter einsam in seiner verborgenen Höhle, wo er mit den Versuchungen kämpft, die in ihm aufsteigen. Auf dem Höhepunkt seiner Bedrängnis soll er sich in Dornen und Brennnesseln gewälzt haben, um seinen Begierden Widerstand zu leisten. Eines Tages bekommt Benedikt in seiner Einsiedelei Besuch von einem Priester, der ihm ein kleines Festmahl bringt. Es ist Ostern, die Christenheit feiert die Auferstehung des Herrn, doch Benedikt hat sogar die Zeit vergessen. Dadurch kommt er zur Einsicht, daß dieses strenge Leben als Einsiedler nicht nach Gottes Wille sein kann, reißt es ihn doch heraus aus der Gemeinschaft der Kirche.
Mönche, die im nahen Vicovaro leben, haben vom heiligmäßigen Leben Benedikts gehört, und sie holen ihn als Abt in ihre Gemeinschaft. Aber Benedikt ist den Brüdern zu streng und sie beschließen ih zu vergiften. Als man ihm den Becher mit dem vergifteten Wein reicht spricht er, wie üblich, den Segen darüber. Der Becher zerbricht, und eine Schlange kriecht heraus – ein weiteres Wunder. Benedikt verlässt die Mönchsgemeinschaft, und zieht sich in eine Höhle am Steilufer des Annio zurück. Aber auch hier bleibt er nicht lange alleine. Sein Ruf verbreitet sich rasch, und ebenso schnell wächst die Zahl derjenigen, die sein Leben teilen wollen. So entstehen in kurzer Zeit zwölf Klöster über dem Annio.
Benedikts Erfolg erregt den Neid des örtlichen Klerus. Erneut versucht man ihn zu vergiften, aber wiederum scheitern die Attentate. Als ein Priester aus der Nachbarschaft einige Prostituierte engagiert, damit sie im Klosterbezirk tanzen, verlässt Benedikt mit einigen Getreuen auch Vicovaro.
Diese Gruppe zieht in den Süden. Auf einem Berg über der Stadt Cassino befindet sich ein Apollo-Tempel. Diesen reißen die Mönche nieder und beginnen mit dem Bau eines Klosters, das sie dem hl. Johannes dem Täufer und dem hl. Martin von Tours weihen. Die Mönche um Benedikt reißen aber nicht nur den Heidentempel nieder, sondern beginnen auch damit, die Bevölkerung zum Christenglauben mit Erfolg zu bekehren. Die Mönche überzeugen durch ihre Hilfsbereitschaft und Gastfreundschaft, aber auch durch ihren Eifer für Gebet und Arbeit.
In der letzten Phase seines Lebens wird Benedikt Zeuge des endgültigen Untergangs des römischen Reiches. Italien wird für 25 Jahre mit Krieg überzogen. Der Heilige beginnt damit, die Erfahrungen seines langen und erfahrungsreichen Lebens in einer Mönchsregel, die er für seine Gemeinschaft verfasst, zu verarbeiten. Als Basis dafür dienen ihm zwei ältere Mönchsregeln, die sog. "Magisterregel" und die Regel des hl. Basilius d.Gr.. Grundmotive der Regel des hl. Benedikt sind die Gottsuche in allen Lebensvollzügen und das Streben nach discretio, dem rechten Maß. Die Regel des hl. Benedikt ist ein "Handbuch", das dabei helfen soll, die Forderungen des Evangeliums im Alltagsleben zu verwirklichen. Insofern ist sie nicht nur für den Mönch geeignet, sondern für jeden Menschen, der es mit dem Glauben an Christus ernst meint.
An einem 21. März, wohl um das Jahr 547 herum, wird Benedikt auf dem Monte Cassino heimgeholt. Kurz vorher wurde ihm in einer Vision geoffenbart, daß sein Kloster zwar zerstört werden würde, daß aber die Gemeinschaft erhalten bliebe. Diese Vorhersage erfüllte sich 580, als die Langobarden das Kloster auf dem Monte Cassino niederbrannten. Die Mönche flüchteten nach Rom in den Lateran, wohin sie auch das Manuskript der Regel mitnehmen konnten. Von dort aus begannen die Söhne des hl. Benedikt sich in der ganzen Welt auszubreiten.