Der Kreuzberg bei Hallerndorf war schon immer das Ziel frommer Pilger, die ihre Sorgen und Ängste zum gekreuzigten Erlöser trugen, um sich bei ihm Segen und Heil zu erbitten.
So sind in der Blütezeit der Kreuzbergwallfahrt bis zu 23 Wallfahrten an einem Tag bezeugt.
Auch wenn die Zahl der Wallfahrer in unseren Tagen etwas zurückgegangen ist, sind die beiden großen Wallfahrtstage Kreuzauffindung im Mai und Kreuzerhöhung im September noch immer von großer Bedeutung.
Ohne Übertreibung kann man jedoch auch heute noch davon sprechen, dass der Kreuzberg im ehemaligen Hochstift Bamberg zum wichtigsten Wallfahrtsort überhaupt zählte. Natürlich bevor die weitaus bedeutenderen Wallfahrtsorte Vierzehnheiligen und Gößweinstein entstanden. Mit dem Wallfahrtsverbot von 1803 und der Einverleibung des Hochstiftes in das Königreich Bayern war aber vorerst das Schicksal des Kreuzberges besiegelt. Nur das mutige eingreifen eines Hallerndorfer Pfarrers verhinderte den Abriss der Wallfahrtskirche während der Säkularisation. Selbst die Aufhebung des Wallfahrtsverbotes konnte dem Kreuzberg aber nicht mehr zu seiner ehemaligen Blüte verhelfen. Ein Stiller Zeuge der regen Wallfahrtstätigkeit vergangener Tage ist ein Aussenaltar, an der Südwestfassade, der für eine sogenannte Beimesse errichtet worden war.
In unseren Tagen hat die Wallfahrtstätigkeit zum Kreuzberg zwar sehr abgenommen, aber vereinzelt treffen immer noch Pfarreien traditionell zu Wallfahrtsgottesdiensten ein, so z.B. am 1. Maisonntag, die Wallfahrer aus Weppersdorf, aus Haid, aus Zentbechhofen, aus Groß- und Kleinbuchfeld, aus Rothensand und aus Bammersdorf, an den Bittagen um Christi Himmelfahrt die umliegenden Pfarreien St. Sebastian- Hallerndorf, St. Bartholomäus Willersdorf, St. Petrus und Paulus- Schnaid und während des Jahres die Pfarreien St. Josef- Gaustadt, St. Stefanus- Adelsdorf, und neuerdings auch eine jährliche Fahrradwallfahrt aus der Pfarrei St. Vitus Büchenbach / Pegnitz. Seit gut 30 Jahren richtet der diözesane Sportverband DJK seine jährliche Sportlerwallfahrt zum Kreuzberg aus. Weit mehr als 500 Sportler aus dem ganzen Bistum kommen so Jahr für Jahr mit ihren Bannern zum Kreuzberg um vor der Kirche auf freiem Feld die Heilige Messe zu feiern.
Auch die Mesnervereinigung der Erzdiözese Bamberg unternimmt jedes Jahr am ersten Juni- Montag ihre traditionelle Mesnerwallfahrt zum Kreuzberg. Und im Zweijahrestakt lädt die Diözesanleitung des KDFB ihre Zweigvereine im Herbst zur Wallfahrt auf dem Kreuzberg ein.
Es wäre wünschenswert, wenn diesem Beispiel noch viele andere Gruppen und Pfarreien folgten und dem altehrwürdigen Wallfahrtsort wieder als Pilger besuchten. Beliebt ist die Kreuzbergkirche auch bei Hochzeitspaaren, so, dass in den Sommermonaten fast jeden Samstag in der Kirche das Sakrament der Ehe gespendet wird.
Der schöne Kircheninnenraum des gotischen Kapellchens ist in feinstem Spätbarock um 1730-1738 ausgestaltet. Die barocken Altäre aus der Werkstatt Franz Anton Thomas und die figürlichen Darstellungen die Johann Georg Stöhr zugeschrieben werden sowie die fein ausgearbeitete Stuckdecke im Chorraum lassen erahnen welches Schatzkästlein sich verborgen im Unteren Aischgrund auf den Höhen zwischen Hallerndorf und Schnaid befindet. Um näheres in Erfahrung bringen zu können, liegt für Kunstinteressierte in der Kreuzbergkirche ein detaillierter Kunstführer aus.
Es bietet sich aber auf jedenfall an, einmal eine der kurzweiligen Führungen in und um die Kreuzbergkirche zu besuchen. Anmeldungen jederzeit Möglich, durch das Pfarramt Mariae Himmelfahrt in Pautzfeld.
Die Kreuzbergkirche steht in enger Verbindung mit den beiden Schlössern in Hallerndorf. Das obere der Herren von Seckendorff, dann fürstbischöflich, das untere derer von Wolfsthal, seit 1717 Schönborn. Von letzterem ist noch der Graben und ein Stück Ringmauer vorhanden (jetzt Platz des neuen Rathauses von Hallerndorf), das erste ist völlig verschwunden.
Es war sicherlich eines der unbeschriebenen Wunder, dass im dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) als die brandschatzenden Schweden in unserer Gegend wüteten und verheerende Schäden anrichteten, das Kreuzbergkirchlein von all dem verschont blieb, weil es wahrscheinlich so schön versteckt im Ringsrum bewaldeten Gebiet lag.
Von anderen Wundern und von zahlreichen Heilungen aus vergangenen Jahrzehnten berichten und zeugen jedoch die vielen Votivgaben (Silberschatz) am Hochaltar und die erhaltenen Krücken, die man hinter dem Hochaltar aufgehängt bestaunen kann.
Pfarrer Matthias Steffel